Muttertag – Bedeutung und Geschichte
Im deutschen Sprachraum und in vielen anderen Ländern weltweit wird am zweiten Sonntag im Mai der Muttertag gefeiert (Wann ist Muttertag?), an dem die Kinder ihre Mütter mit kleinen Aufmerksamkeiten beschenken und ihnen für ihre liebevolle Zuwendung danken. Während viele Mütter diesen Tag als Abwechslung im familiären Alltag in vollen Zügen genießen, betrachten ihn andere als überholt und kommerzialisiert. In Deutschland wird der Muttertag fälschlicherweise mit dem nationalsozialistischen Regime in Verbindung gebracht und deshalb von vielen Menschen abgelehnt. Der Brauch, Mütter an einem bestimmten Tag des Jahres zu ehren, ist jedoch wesentlich älter und nicht nur in der Kultur Europas fest verwurzelt.
Eine Tradition mit abwechslungsreicher Geschichte
Feststage zu Ehren der Mütter blicken auf eine jahrtausendelange Geschichte zurück. Bereits im antiken Griechenland wurde der Titanin Rhea, der Mutter des Zeus und Göttin der Fruchtbarkeit an einem im Kalender festgesetzten Tag mit Feierlichkeiten gehuldigt. Nach dem Untergang des griechischen Reichs geriet diese Tradition allmählich in Vergessenheit, wurde aber in Europa in unterschiedlichen Epochen immer wieder kurzzeitig aufgegriffen. So wurde beispielsweise in England unter der Herrschaft Heinrichs III. im 13. Jahrhundert der Mothering Day gefeiert. Auch wenn dieser Tag ganz im Zeichen der christlichen „Mutter“ Kirche stand, bot er einen wichtigen Anlass, im Kreise der Familie zu verweilen und gemeinsam den Gottesdienst zu besuchen.
Der Muttertag, wie er heute als Tradition in vielen Ländern weltweit gefeiert wird, stammt aus den Vereinigten Staaten und ist eng mit der Frauenbewegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts verbunden. Schon die US-amerikanische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Julia Ward Howe bemühte sich im Jahr 1872 um die Einführung eines offiziellen Feiertages, an dem die Leistungen der Frauen als Mütter anerkannt werden sollten. Dies gelang jedoch erst Anna Jarvis, die wenige Jahrzehnte später ebenfalls für die Gleichberechtigung und einen offiziellen Ehrentag der Frau kämpfte. Ihrer Forderung wurde vom Kongress im Jahr 1914 stattgegeben. Nach dem ersten Muttertag in den USA am 8. Mai 1914 wurde auch der Mothering Day in Großbritannien wieder eingeführt. Bis in die Zwanzigerjahre zogen viele Länder Europas nach, so dass der Muttertag allmählich zu einem weltweiten offiziellen Feiertag wurde. Anna Jarvis sah die zunehmende Kommerzialisierung ihrer Erfindung allerdings mit kritischen Augen.
Der Muttertag in Deutschland – Politikum mit negativem Image
In Deutschland wurde der Muttertag zwar bereits im Jahr 1923 auf Bestreben des Verbandes Deutscher Blumengeschäftsinhaber eingeführt, ist jedoch bis heute mit dem negativen Image einer Nazi-Erfindung behaftet. Tatsächlich missbrauchten die Nationalsozialisten diese Tradition ab dem Jahr 1933 gezielt zu Propagandazwecken. Der im Dritten Reich „Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter“ genannte Feiertag sollte die wichtige Rolle der gehorsamen Hausfrau und Mutter hervorheben, die ihrem Führer möglichst viele arische Kinder schenkte und damit den Fortbestand ihrer Rasse sicherte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzte sich der US-amerikanische Muttertag mit Geschenken und Blumengaben allmählich durch und ist als Tradition bis heute erhalten geblieben. Nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 wurde auch in Ostdeutschland, wo die Sowjets die US-amerikanische Erfindung viele Jahrzehnte lang konsequent abgelehnt hatten, der Muttertag offiziell eingeführt.
Muttertags-Traditionen in der modernen Zeit
Der zweite Maisonntag ist für Kinder auf der ganzen Welt ein wichtiger Anlass, sich bei ihrer Mutter mit Geschenken, Blumen, Gedichten oder einem selbstgemachten Frühstück für deren Mühen zu bedanken. Viele Menschen nutzen diesen Tag auch, um im Rahmen eines Restaurantbesuches, Picknicks oder Ausflugs Zeit mit der Familie zu verbringen. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass Handel und Gastronomie von der Tradition am meisten profitieren und ein vorgeschriebener Tag im Jahr einen respektvollen familiären Umgang im Alltag nicht ersetzen kann. Angesichts der Gleichberechtigung wird der Muttertag von vielen Menschen mittlerweile als überholt angesehen, da er das Klischee der aufopfernden Hausfrau und Mutter bedient. Dennoch freuen sich die meisten Frauen darüber, wenn der Nachwuchs liebevolle kleine Aufmerksamkeiten bastelt und mit dem Frühstückstablett am Morgen neben dem Bett steht. Auch Blumen zum Muttertag sind nach wie vor hoch im Trend bei den Müttern in Deutschland. Auch viele Großmütter verbringen diesen frühsommerlichen Tag gerne im Kreise ihrer Familie und genießen die Aufmerksamkeit und festliche Stimmung.
Auch wenn der Muttertag in der Vergangenheit eng mit gesellschaftlichen Entwicklungen und politischen Missständen verbunden war, hat er sich zu einem höchst privaten Anlass entwickelt, der viel Raum für individuelle Gestaltungsmöglichkeiten lässt. Ob mit einem Strauß roter Rosen (siehe hierzu auch unseren Ratgber „Welche Blumen zum Muttertag?„), einem üppigen Festessen, Kaffee und Kuchen im Garten oder als normaler Sonntag im Mai, jede Familie kann heute selbst entscheiden, wie sie diesen Tag begehen möchte.